
Der Intendant des Schauspiels Frankfurt, Anselm Weber, präsentiert das neue Programm der Spielzeit 2023/24, und Ioannis Mandafounis, der neue künstlerische Leiter der Dresden Frankfurt Dance Company, wird auf der großen Bühne des Schauspielhauses zwei neue Choreografien erarbeiten. Er ist denn auch der einzige Mann, der in der kommenden Saison inszeniert. Walter H. Krämer stellt die Einzelheiten vor.
Auf einer Breite von 116 Meter schwebt an der Decke des Foyers von Oper und Schauspiel die Installation Wolken von Zoltan Kemeny. Die Skulptur aus Kupferblech entwickelt besonders bei Abendbeleuchtung einen besonderen Glanz, sodass sie durch die verglaste Front auf den Platz hinausstrahlt. Sie wurde im Dezember 1963 zur Eröffnung der Theaterdoppelanlage dem Publikum vorgestellt.
Das Spielzeitheft 2023/24 von Schauspiel Frankfurt erinnert daran und ist vermutlich auch eine Hommage an die Wolken-Deckenskulptur im Foyer der Doppelanlage von Zoltan Kemeny. Alles schön bunt – Erinnerungen an den Film Yellow Submarine von den Beatles kommen nicht von ungefähr – und über einen QR-Code eröffnen sich neue Welten und mehr Informationen über Schauspieler*innen, geplante Inszenierungen und deren Regisseur*innen.
Anselm Weber stellte erfreuliche Zahlen – 85 % Auslastung bis Ende April 2023 und ein Anstieg der Abonnentenzahlen – vor und lobte die Zusammenarbeit mit u.a. dem Mousonturm – eine weitere gemeinsame Produktion (Titel + Gruppe wurden noch nicht genannt) wird es in der neuen Spielzeit im Bockenheimer Depot geben und mit der Dresden Frankfurt Dance Company wird die erfolgreich begonnene Kooperation fortgesetzt. Ioannis Mandafounis, der neue künstlerische Leiter der Company, stellt auf der großen Bühne des Schauspielhauses zwei neue Choreografien vor. Ioannis Mandafounis ist denn auch der einzige Mann, der in der kommenden Spielzeit auf der großen Bühne inszeniert. Ansonsten ist die Spielzeit geprägt durch ausschließlich weibliche Regiehandschriften auf der großen Bühne – u. a. von Claudia Bauer, Mateja Koleznik, Johanna Wehner, Jessica Glause, Felicitas Brucker, Lilja Rupprecht oder Christina Tscharyiski. Dies sei weniger Ausdruck einer Quote als der kontinuierlichen und erfolgreichen Zusammenarbeit des Hauses mit diesen Regisseurinnen zu verdanken, so der Intendant Anselm Weber.
Mateja Koleznik eröffnet mit Molières „Der Geizige“; Claudia Bauer nimmt sich eine weiteren Bunuel -Film – diesmal „Der Würgeengel“ – als Vorlage für eine Inszenierung; Johanna Wehner widmet sich dem Grafen „Dracula“ und Jessica Glause bedient sich der Figur „Orlando“, die die Zeit durchwandert und dabei Grenzen auflöst und Zwischenräume – im Übrigen das Spielzeitmotto – öffnet. Felicitas Bruker beschäftigt sich mit Schillers „Don Carlos“ und Laura Linnenbaum – ehemalige Stipendiatin des REGIEstudios am Schauspiel Frankfurt – inszeniert auf der großen Bühne „Die Brüder Karamasow“ nach Dostojewski und besetzt alle Rollen mit Schauspielerinnen.
Diesmal kommt „MOMO“ nach Michael Ende als „Weihnachtsmärchen“ und Familienstück auf die große Bühne und erfreut sicher nicht nur jugendliche Zuschauer*innen. Christina Rast präsentiert sich mit dieser Arbeit damit erstmals in Frankfurt.
Weiterhin beschäftigt man sich mit dem Leben und Werk der jüdischen Autorin Mascha Kaléko, dem „Raub der Sabinerinnen“, der „Ehe der Maria Braun“ von Rainer Werner Fassbinder und der „Verlorenen Ehre der Katharina Blum“ von Heinrich Böll – kongenial verfilmt mit Angela Winkler in der Hauptrolle –und abermals einem Stück– „Sonne/Luft“ – von Elfriede Jelinek. Nino Haratischwili verwebt Fragestellungen von Sexualität, Emanzipation, Privilegien und Machtpolitik mit dem antiken Mythos um Phädra in „Phädra, in Flammen“.
Das Junge Schauspiel unter Leitung von Martina Droste lädt Jugendliche in zwei Projekten zur Auseinandersetzung mit den Widersprüchen und Kämpfen der Demokratie ein.
Nils Kreutinger und Heiko Raulin verlassen das Ensemble zum Spielzeitende. Neu dazu kommen Christoph Bornmüller und Arash Nayebbandi – beide bisher am Nationaltheater Mannheim engagiert. Auch die Dramaturgin Julia Weinreich verlässt das Haus – bleiben werden die Dramaturg*innen Katja Herlemann, Katrin Spira, Lukas Schmelmer und Alexander Leiffheidt.
Wir dürfen gespannt sein und auf eine erfolg- und erlebnisreiche Spielzeit hoffen. Wir wissen ja – auch buntes Papier und digitale Medien sind geduldig – die Qualität einer Spielzeit entscheidet sich erst dann, wenn der Vorhang aufgeht. In diesem Sinne: toitoitoi für alle Beteiligten!
https://www.schauspielfrankfurt.de/
Letzte Änderung: 14.05.2023 | Erstellt am: 14.05.2023

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