
Die „Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart an der Komischen Oper Berlin als ganz großes Kino: In Zusammenarbeit mit dem britischen Künstlerduo „1927“ (Suzanne Andrade und Paul Barritt) ist dem Intendanten der Komischen Oper Berlin, Barrie Kosky, eine außergewöhnliche Inszenierung und ein wahrer Theatercoup gelungen.
Die „Zauberflöte“ (UA am 30. September 1791 in Wien) von Wolfgang Amadeus Mozarts ist eine der berühmtesten und meist gespielten Opern der Welt. Eingängig die Musik mit vielen bekannten Liedern / Arien so z.B. die beiden Koloratur-Arien der Königin der Nacht (O zitt’re nicht + Der Hölle Rache), Papagenos Der Vogelfänger bin ich ja, Taminos Dies Bildnis ist bezaubernd schön und Sarastros In diesen heiligen Hallen.
In der „Zauberflöte“ geht es um den Prinzen Tamino, der sich in ein Bild verliebt. In das Bild von Pamina, der Tochter der Königin der Nacht. Auf der Suche nach der, von Sarastro entführten, Tochter der Königin wird er von dem Vogelhändler Papageno begleitet, der sich ebenfalls nach einer Gefährtin sehnt. Um die Gefahren auf ihrer Reise zu bestehen und zu ihrer Unterstützung erhält Tamino eine Flöte mit magischen Kräften und Papageno ein verzaubertes Glockenspiel. Am Hofe Sarastros angekommen, müssen die beiden erst eine Reihe von Prüfungen durchlaufen bis am Ende Tamino seine Tamina und Papageno seine Papagena in den Armen halten kann. Eine seltsame und zugleich märchenhafte Liebesgeschichte mit etlichen mythischen und archetypischen Momenten, in der die Protagonisten durch Feuer und Wasser gehen, um zu Erkenntnis zu gelangen und letztlich reif für eine Beziehung werden.

Die von Publikum und Presse gleichermaßen begeistert aufgenommene „Zauberflöte“, inszeniert von Barrie Kosky zusammen mit dem britischen Künstler*innen Duo „1927“ (1927, dem Jahr als mit „The Jazz Singer“ der erste Tonfilm in die Kinos kam) – im Repertoire der Komischen Oper Berlin seit 25. November 2012 – verzaubert weiterhin die Besucher*innen mit märchenhaften Bildern und einer absurden Mischung aus Stumm- und Zeichentrickfilm bei gleichzeitiger Live-Performance der Darsteller*innen. Auf kunstvolle Art werden Animationsfilme auf eine Leinwand projiziert, vor der dann Darsteller*innen live auftreten und miteinander verschmelzen.
Die im 20er Jahre Look gestylten Sänger*innen (Kostüme: Esther Bialas) agieren wie Stummfilmstars vor einer Leinwand, auf der gezeichnete Trickfilm-Animationen Gesang und Szenerie begleiten.
Genau abgestimmt auf die Worte und Bewegungen der Darsteller*innen sind die durch vielerlei (Jugendstil, Comic, Vaudeville, Music, Hall, Collage) beeinflussten märchenhaften und detailreichen Zeichnungen.
Einmal verwandeln sich Blüten in Pamina und Pamino. Eulen tanzen Cancan. Rote Herzen schweben über die Leinwand und Dumbo-Elefantinnen geben in Cocktailgläsern die Verführerinnen. Die Königin der Nacht erscheint als Riesenspinne mit furchteinflößenden Krakenbeinen und Papageno erinnert stark an Buster Keaton.
Die gesprochenen Zwischentexte der Oper werden hier in unterschiedlichen, den Personen zugeordneten Schrifttypen, eingeblendet und mit Musik vom Hammerklavier (Mozarts Fantasien in c-Moll und d-Moll) untermalt.
Durch das perfekte Zusammenspiel von Musik, Text und Bild entsteht eine beeindruckende Welt der Bilder in der Art eines gigantischen Märchenbuches, das uns auf einer Reise durch unsere Gefühlswelten begleitet.

Manch einer / eine könnte einwenden, in dieser Inszenierung der Bilderwelten käme die Musik von Mozart zu kurz. Sei die Musik nur Beiwerk. Dazu sollte man wissen, dass die „Zauberflöte“ in einer spezifisch wienerischen Tradition steht, nämlich der des Kasperl- und Zaubertheaters. Zusammengesetzt aus verschiedenen Kasperliaden, ergänzt mit „altägyptischer Mythologie, freimaurerischer Symbolik und aufklärerischen Gedanken“ (siehe hierzu auch den Harenberg Opernführer), enthält die „Zauberflöte“ manch derben Spaß und bietet allerlei Gelegenheiten zur Vorführung der Bühnenmaschinerie. So lieferte bereits Mozart im Umfeld des Wiener Volkstheaters die Musik zu einem Bildertheater mit spektakulären Bühneneffekten. Vor diesem Hintergrund ist die Inszenierung von 2012 ganz nah bei Mozart und seinem Werk.
Über 600.000 Menschen in 23 Ländern auf vier Kontinenten haben mittlerweile diese „Zauberflöte“ mit einer Mischung aus Live Performance und Filmanimation gesehen. Nun steht sie erneut in Berlin auf dem Spielplan der Komischen Oper.
Letzte Änderung: 08.10.2021 | Erstellt am: 08.10.2021
Komische Oper Berlin:
Die Zauberflöte
10. + 15. + 22. + 30. Oktober 2021
21. November 2021
3. + 10. + 16. Dezember 2021
2. + 14. Januar 2022
27. März 2022
Kommentare
Es wurde noch kein Kommentar eingetragen.