Neue Erfahrungswelten

Neue Erfahrungswelten

Theater der Welt
Dramaturgin Chiaki Soma, Theater der Welt

„Theater der Welt" ist ein internationales Theaterfestival, das 1981 vom deutschen Zentrum des Internationalen Theaterinstituts (ITI) gegründet wurde. Das ITI vergibt das Festival über ein Bewerbungsverfahren alle drei Jahre an eine andere Stadt in Deutschland und wird zu je einem Drittel durch die austragende Stadt, das entsprechende Bundesland und den Bund gefördert.

Theater der Welt 2023 - vom 29.06. – 16.07 in Frankfurt und Offenbach

Nach 1985 – als das Festival zum ersten Mal in der Stadt Frankfurt am Main ausgetragen wurde* – kehrt es 2023 in diese Stadt zurück und nimmt gleich die Stadt Offenbach mit ins Boot. Schafft damit die Voraussetzung, Gegensätze zu überwinden und die Zusammenarbeit der beiden Städte weiter zu festigen. Die Region, wie geschaffen als Austragungsort für dieses weltoffene Festival, sind die beiden Städte doch schon aufgrund ihrer Bevölkerungsstruktur offen für die Welt und Heimat für unterschiedliche Nationalitäten.
Veranstaltet wird das Festival vom Künstler*innenhaus Mousonturm, Schauspiel Frankfurt, Museum angewandte Kunst in Kooperation mit dem Amt für Kulturmanagement der Stadt Offenbach. Eröffnet wird die 16. Ausgabe des Festivals am 29. Juni im Capitol Theater in Offenbach am Main mit einer Arbeit der japanischen Regisseurin Satoko Ichiharas, die gleich mit zwei ihrer Arbeiten auf dem Festival vertreten ist.

Bis zum 16. Juli werden dann an 10 Spielorten in Frankfurt und Offenbach 36 internationale Neuproduktionen und Gastspiele aus den Bereichen Theater, Tanz und Perfomance gezeigt. Innovative Erzählformen laden darüber hinaus mittels VR/AR Technologien -– Augmented Reality (AR) erweitert unsere Umgebung, indem einer Live-Ansicht digitale Elemente hinzugefügt werden, oft unter Verwendung der Kamera eines Smartphones. Virtual Reality (VR) ist eine vollständig immersive Erfahrung, die eine Realumgebung durch eine simulierte Umgebung ersetzt – dazu ein, fiktive Räume und neue Erfahrungswelten zu erkunden. Ein großer Teil dieser Arbeiten wird im Museum Angewandte Kunst zu erleben sein. Das Museum verwandelt sich daher während des Festivals in einen Incubation Pod, eine Art große Inkubationskapsel, in der die Besucher*innen verschiedene künstlerische Räume und Welten erkunden können. Interaktive Räume, virtuelle Realitäten, Performances, Workshops und Gespräche greifen hierbei den Begriff des Inkubationismus auf und wollen zum Träumen und Nachdenken anregen.

Mit der Reihe Young Worlds – die immerhin ein Drittel der Festivalaktivitäten ausmacht – möchte das Festival besondere Räume für die Sichtweisen von Kindern, Jugendlichen und jungen Zuschauer*innen schaffen. Hierbei stehen die Ideen, Gestaltungen und Vorstellungen der Lebenswelten junger Menschen im Vordergrund.

Chiaki Soma

Die 16. Festivalausgabe wurde von der Tokioter Dramaturgin Chiaki Soma kuratiert und sie lädt ein zu einem Theater der Welten Als erste Nicht-Europäerin, die das Programm dieses Festivals in seiner vierzigjährigen Geschichte verantwortet, unterzieht Chiaki Soma die titelgebenden Begriffe des Festivals Theater, Welt und Festival einem Perspektivwechsel. Statt als einheitlichen Raum, der von einer zentralen Perspektive aus überblickt und definiert werden kann, schlägt sie vor, über die Welt im Plural nachzudenken – und damit über ein Theater der Welten.   –

Als weiteren konzeptionellen Anker ihres Programms dient der Kuratorin der Begriff Inkubationismus. Mit dem Wort Inkubation verbinden sich verschiedene Assoziationen: einerseits das Entstehen von neuem Leben, andererseits die oft beunruhigende Phase vor dem Ausbruch einer Krankheit. Während der anhaltenden Covid19-Pandemie haben viele Menschen in Quarantäne oder in Selbstisolation Inkubationszeiten durchlebt, ohne zu wissen, wie lange diese Zustände andauern und wohin genau sie führen würden. Einige mögen solche Zeiten des Wartens als besonders einschränkend und unproduktiv empfinden. Gleichzeitig kann uns dadurch auch etwas bewusst werden. Zum Beispiel, dass wir alle potenzielle Patienten*innen sind, die Fürsorge benötigen. Dass unsere Körper und unser Leben – ebenso wie die Viren – zu einem größeren Ökosystem gehören. Und dass wir daher lernen müssen, nicht-menschliches Leben und den Planeten als Ganzes zu respektieren, und dass unsere kognitiven und sozialen Systeme dringend auf Harmonie und Koexistenz mit allen Dingen auszurichten sind. – eine wahrhaft neue und geänderte Sichtweise auf die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse und Entwicklungen.

Szene aus dem Musikdrama Die Bakchen

Dabei kommen weiblichen Perspektiven eine wesentliche Bedeutung zu. Gleich am Eröffnungstag zu sehen in Satoko Ichiharas satirischem Musikdrama „Die Bakchen. Holstein-Milchkühe“. In diesem Stück dekonstruiert Ichihara mit einigem Humor patriarchalische Erzählungen von Sexualität und Fortpflanzung im Kontext einer nur scheinbar alltäglichen häuslichen Umgebung.

Es lohnt auf jeden Fall, sich über das Programmheft oder die Webseite des Festivals einen Überblick über die einzelnen Veranstaltungen zu verschaffen, und sich bei Interesse Karten zu besorgen. Eine solche Gelegenheit gibt es so schnell in der Region nicht wieder.
 
 
Der Vorverkauf läuft. Tickets bekommen Sie online, telefonisch unter 069 212 494 94 oder direkt an der Schauspielkasse am Willy-Brandt-Platz
 
 
https://theaterderwelt.de/besuch/
 
 
https://theaterderwelt.de/
 
 
https://www.iti-germany.de/fileadmin/Bilder/Archiv_Theater_der_Welt/1985_Theater_der_Welt_Frankfurt_ocr_WEB.pdf

Letzte Änderung: 30.03.2023  |  Erstellt am: 30.03.2023

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