E. R. Nele: Eine Ausstellung zum 90. Geburtstag

E. R. Nele: Eine Ausstellung zum 90. Geburtstag

Museum Angewandte Kunst
E. R. Nele | © Walter H. Krämer

Im Werk von E. R. Nele artikulieren sich sehr vielseitige Begabungen und von ihr wird als einer der vielseitigsten Künstler:innen und Gestalter:innen gesprochen. Sie entwarf und fertigte Möbel, Schmuck und selbst Besteckkollektionen und immer scheint es, als ob all diese Objekte, und ein jedes als Teil für sich betrachtet, nur eine weitere skulpturale Möglichkeits-Ausformung darstellt. Das Museum Angewandte Kunst würdigt die Künstlerin nun mit einer großen Ausstellung.

Anlässlich ihres 90. Geburtstages zeigt das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main noch bis zum 1. Januar 2023 die Ausstellung – kuratiert von Prof. Matthias Wagner K – “E. R. Nele. Zeitzeugenschaft” 

In der Studioausstellung “E. R. Nele. Zeitzeugenschaft” können die Besucher*innen einen Einblick in das vielfältige Schaffen der Künstlerin E.R. Nele gewinnen. Im Ausstellungsraum selbst wird eine Art Wohnsituation hergestellt, die ihre gestalteten Möbel in Form von einem Sofa sowie einer Sitzgruppe mit Tisch und Stühlen und Leuchten zeigt. Dabei gilt es zu beachten, dass alle hier ausgestellten Werke aus dem Privatbesitz der Künstlerin selbst stammen – sie sozusagen für diese Ausstellung ihre Wohnung und ihren Garten leegeräumt hat. Sogar – wie die Künstlerin bei der Pressekonferenz mittteilte – den Inhalt ihres Besteckkastens dem Museum für die Dauer der Ausstellung überlassen habe.

Durch die Raumkonstellation – nicht zuletzt erinnert die gewählte blaue Wandfarbe an ihr Haus und an ihr Atelier in Frankfurt – soll nachempfunden werden können, wie eng Leben und Werk bei E. R. Nele miteinander verbunden sind. Sie ist eine wahre Lebenskünstlerin und so ist es nicht verwunderlich, dass für sie „Kunst eine Form des Lebens ist“

Als Designerin schuf sie in den 1960er Jahren für die Kasseler Firma bodeform moderne Wohnlandschaften, Sofas und Sessel, die in Form und Funktion variabel, weil flexibel um- und aufbaubar sind. Sie entwarf für die Niederlassung der Detmolder Firma Temde in Sevelen, Schweiz, mehr als 80 Lampen – Stehleuchten, Tischleuchten, Deckenleuchten, Wandleuchten –, die sich bewusst von den zuvor starren Formen der zumeist aus Holz gefertigten Leuchten in Material, Eleganz und klarer Linienführung vehement unterschieden. Sie entwarf und fertigte Tische, Schmuck und selbst Besteckkollektionen

Immer wieder aufs Neue steht die menschliche Figur als zentrales Thema ihres Schaffens im Mittelpunkt und ist Ausgangspunkt ihrer Arbeiten. Denn das figürliche Motiv in ihrem Lebenswerk nimmt den größten Part ein, zumeist in metallener Ausführung, immer aber mit Blick auf die psychische und physische Verletzbarkeit des Menschen.

Neles Figuren entstehen auf dem Skizzenblock und entwickeln sich erst nach und nach zu haptischen Wesen, die mal zeichenhaft und erstaunlich zweidimensional bleiben oder zu Gestalten werden, die aus gewickeltem, gefaltetem oder gehämmertem Stahl bestehen. Viele bleiben unbehandelt, einige werden bunt.

Viele der Themen, denen sie sich zugewandt hat und noch immer zuwendet, haben an Aktualität nichts verloren. Denn noch immer werden Künstler*innen, Dichter*innen und Journalist*innen bedroht, inhaftiert und getötet, existieren Antisemitismus und Rassismus und noch immer geht neben dem menschengemachten Klimawandel von den Atomwaffenarsenalen verschiedenster Staaten die größte Bedrohung für die Menschheit aus.

Im Werk der 1932 in Berlin geborenen E.R. Nele zeigen sich sehr vielseitige Begabungen – Kunst Schmuck Design – und so darf man getrost von ihr als einer der vielseitigsten Künstler*innen unserer Republik sprechen.

Zum Schluss ein Zitat von Jean-Christopher Ammann (1939–2015) bei der Rede zur Einweihung der Skulptur “Walking Man” von E. R. Nele im Jahr 2001. In Anbetracht der eingefrorenen Bewegung des eine Stange tragenden Hochseilartisten auf einem stählernen Seil fand er Worte, die die Arbeit der Künstlerin E.R. Nele und ihren Blick auf die Welt gut charakterisieren: „Wer nur in Bewegung ist, verliert die Orientierung, wer immer nur das Ganze sieht, geht des Teils verlustig, wer immer nur sucht, verliert sich am Horizont, und wer immer nur findet, überlässt sich dem Zufall“.

E. R. Nele: Brain / Vernetzung – Modell für eine große Skulptur am Max-Planck-Institut für Hirnforschung, 2001 | © Foto: Günzel/Rademacher

Letzte Änderung: 26.09.2022  |  Erstellt am: 23.09.2022

E. R. Nele: Eine Ausstellung zum 90. Geburtstag

Dauer der Ausstellung:
24. September 2022 – 1. Januar 2023

Eröffnung:
Freitag, 23. September 2022, 19 Uhr

Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt am Main
www.museumangewandtekunst.de

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