Marcus Roloff
Marcus Roloff, geb. 1973 in Neubrandenburg/DDR, 1989 Übersiedlung nach Bremen. Studium der Neueren deutschen Literatur, Philosophie, Kulturwissenschaft an der HU Berlin. Seit 1997 Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien (zuletzt u.a. Krachkultur, Ziegel 12. Hamburger Jahrbuch für Literatur, Deutscher Lyrikkalender 2011, Jahrbuch der Lyrik 2011). Beteiligt am Übersetzungsprojekt des Lyrikbandes A Worldly Country von John Ashbery (luxbooks, Wiesbaden 2010) sowie den Buchprojekten dauerlandschaft – album und re-marks 2 – die tagebücher (gutleut, Frankfurt am Main 2010/11). Im Herbst 2010 erschien sein dritter Gedichtband im toten winkel des goldenen schnitts im Frankfurter gutleut verlag. Gedichte wurden ins Englische, Rumänische und Finnische übersetzt sowie in zeitgenössischen Kompositionen verwendet. 2009 Stipendiat des Landes Brandenburg im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf, 2010 zweiter Platz beim „lauter niemand preis für politische lyrik“. Er lebt in Frankfurt am Main.
Einzeltitel: – Herbstkläger , Gedichte, Reihe poetische boegen III, Connewitzer Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1997 – gedächtnisformate , Gedichte, Reihe black paperhouse 003, gutleut verlag, Frankfurt am Main/Weimar 2006 – im toten winkel des goldenen schnitts , Gedichte (mit einem Text von Kathrin Schmidt), Reihe black paperhouse 011, gutleut verlag, Frankfurt am Main/Weimar 2010
faustsequenz
den film zurückspulen
bis die aufblende zeigt
wie ich den pudel füttre
mit sonderzeichen wort-
karst (MICH DRÄNGTS DEN GRUND-
TEXT AUFZUSCHLAGEN …) auf-
heulend läuft er (im anfang war
der projektor …) durchs bild
wie die spule rattert & sprung-
haftes licht wirft bis ich
mich drehe & in das 8-mm-
format sage ich hab
den teufel im haus ver-
passt die produzenten
im abspann
korrespondenzen
der adressat bin inzwischen ich selbst ich
adressiere an mich jede naturbeobachtung
ich weiß nicht ob solcherart restlos klar wird
was beobachtung meint (natur z.b. ist neben-
sächlich) es kommt (momentan) darauf an
dass ich da einen sah (für sekunden) der zwei-
einhalb wochen lang in einer hotellobby saß
und seinem verlorengegangnen gepäck nach-
hing der trockenpfirsich im glas war bei der
ankunft in o. natürlich er selbst
mainbogen
das grau von den zäunen zurückgeworfene
licht hängt meterweit weiter herein wie stunden-
phantome lungert es höhe rumpenheim wie eine
musik an deck der fähre rüber nach maintal mit blick
über herbstgewordene felder so lehnen radfahrer
an der reling stampft der motor als leuchte die
gegend den krähen bis ins abgeschaltete mühlheim
städel #2
raum für raum (OmU) // ins blaue
faseln / katalogständer / essvitrine / press-
birne (- kopp) / holbeintheke / schankbrand (schwank-)
dachschmeling … augenwand (das iss ess)
der blick geht aufs bild (heftet sich) ans dackelbraune
parkett die schuhe des sicherheitsmannes die von der
schalterhalle zum aufzug aufn stuhl zu ans tischbein
(-eck) treten: alles zweckverdreher der schließzeit
Gedichte aus: im toten winkel des goldenen schnitts , Gedichte (mit einem Text von Kathrin Schmidt), gutleut verlag, Frankfurt am Main/Weimar 2010
gutleut verlag
erstellt am 22.12.2010
aktualisiert am 14.1.2019
